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Gorillatrekking im Nationalpark Virunga

Die beiden Kölner Lena Klemm und Tobias Seiderer sind ein Jahr lang kreuz und quer im alten Landy durch Afrika gefahren. Ihr Fazit: 57.000 Kilometer, 19 Länder, sieben platte Reifen, wunderschöne Landschaften, katastrophale Pisten, artenreiche Tierwelt, wahnsinnige Hitze, materielle Armut, pure Lebensfreude und fast schon beschämende Gastfreundschaft.

Gorilla in Afrika mit Lena und Tobias

Als Vorgeschmack auf ihre Reise-Reportage „Transafrika“ am 29. Januar im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum berichtet das Abenteuer-Pärchen von einer ganz besonderen Begegnung im Kongo.

Ein Gastbeitrag von Lena Klemm und Tobias Seiderer:
Virunga – Zu Gast bei der Munyaga-Familie

Es ist noch dunkel, als wir morgens um 6 Uhr die Provinzhauptstadt Goma Richtung Norden verlassen. Wir sind unterwegs in den Virunga-Nationalpark, der die gleichnamige Vulkankette schützt und letzter Zufluchtsort für Afrikas Berggorillas ist. Bei Morgendämmerung geht es vorbei an Kindern, die nach „plastic bottles“ rufen, Panzern der UN-Blauhelmsoldaten und den ersten Tshukudu-Fahrern, die mit ihren selbst gebauten überdimensionalen Holzrollern Transportdienste anbieten. Unterwegs passieren wir etliche Polizeikontrollen, an denen man uns höflich begegnet, neugierig unseren Landy inspiziert und uns selbstgebrannten Schnaps anbietet.

landrover im dschungel

Am Kibati Patrol Post erwartet uns ein Ranger mit seinem Moped, um uns nach Überprüfung unserer Gorillapermits aus Sicherheitsgründen bis zum nächsten Ranger Post zu begleiten. Zu zart ist das Pflänzchen „Tourismus“ und zu verhängnisvoll die Geschichte des Gorillatrekking, als dass es sich die Parkverwaltung erlauben könnte, dass ausländische Touristen nochmal zu Schaden kommen. Die Straße wird zur Piste, hat Schlaglöcher, ist ausgewaschen, steinig und irgendwann nicht mehr existent. An manchen Stellen ist die Durchfahrt so steil, dass der Ranger sein Moped schiebt und unser Landy in Schräglage gerade noch so durchpasst.

Trotzdem schaffen wir es bis zum Rangerpost in Bukima, wo wir unser Auto parken. Hier stehen wir in einem natürlichen Amphitheater und genießen grandiose Ausblicke auf die majestätischen Vulkane Mikeno, Visoke und Sabinyo. Bukima ist Ausgangspunkt für das Gorillatrekking, auf dem wir von Ranger John Bakambu begleitet werden. John schlägt uns mit seiner Machete einen Weg durch das steile Dickicht und hat grenzenlose Geduld, als uns während des Aufstiegs wieder einmal der Schweiß in Strömen rinnt, wir kurzatmig nach Luft schnappen, völlig erschöpft Traubenzucker nachladen oder einmal mehr an Nesseln oder Dornen hängen bleiben.

tobias im dschungel trekking mit rucksack

Als John schließlich nach dreieinhalb Stunden kräftezehrenden Aufstiegs die tiefen Laute der Gorillas imitiert und wir plötzlich einem Silberrücken aus nächster Nähe gegenübersitzen, vergessen wir jegliche Anstrengung. Eine Stunde verbringen wir inmitten der Munyaga-Familie, einer siebenköpfigen wild lebenden, aber durch Wissenschaftler an Menschenpräsenz gewöhnten Gorillafamilie. Es ist eine Stunde, in der wir mit Gänsehaut die friedliche Interaktion der einzelnen Familienmitglieder beobachten und die Luft anhalten, wenn der Silberrücken an uns vorbeimarschiert oder die beiden Jungtiere uns ins Visier nehmen. Gerade die Jungtiere sind so neugierig und kommen so nah, dass wir den Sicherheitsabstand von sieben Metern gar nicht einhalten können.
Das in Virunga praktizierte Gorillatrekking ist eine sehr verträgliche Form des Tourismus. Von den teuren Permitgebühren werden Brunnen und Schulen gebaut, von denen die umliegenden Dorfgemeinschaften profitieren. Die Zeitbeschränkung des Aufenthaltes von einer Stunde wird streng eingehalten und wir müssen einen Mundschutz tragen, um etwaige Krankheiten nicht auf die Menschenaffen zu übertragen, mit denen wir über 90 Prozent unseres Erbmaterials teilen.

Pro Tag sind nur 8 Touristen pro habituierter Gorillafamilie zugelassen. Dass wir an diesem Tag die einzigen Reisenden im Virunga-Nationalpark sind, ist angesichts der politischen Lage in der Demokratischen Republik Kongo nicht verwunderlich. Dabei besitzt der Park mit Gorillas, Löwen, Elefanten, Schimpansen und zwei aktiven Vulkanen (den Nyiragongo besteigen wir am nächsten Morgen) ein unglaubliches touristisches Potential. Im Kongo herrscht aber ein Krieg um Rohstoffe. Öl, Diamanten und vor allem das Mineral Coltan, das für die Herstellung von Handys benötigt wird, fördern die Gewalt. Dass ganze zwei Wochen nach unserem Besuch Rebellen einen Teil des Nationalparks wieder besetzen und der Park vorübergehend für Touristen geschlossen wird, zeigt wie angespannt die Sicherheitslage im Ostkongo ist. Schweren Herzens nehmen wir deshalb Abstand von unseren Plänen ins Landesinnere weiterzureisen. Wir setzen unsere Afrikareise Richtung Osten fort und fahren weiter nach Ruanda und Uganda. Unser Aufenthalt im Kongo ist damit einer der kürzesten Aufenthalte in einem Land während unserer einjährigen Reise, aber auch einer, der bei uns am längsten nachwirkt…

gorilla baby im wald

Weitere Informationen, atemberaubende Fotos, eine Beschreibung ihrer Route und vieles mehr gibt’s auf der Homepage „Cologne to Capetown“ von Lena und Tobias.

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