Ich bin Uli. Meeresbiologe. Fotograf. Forschungstaucher. Moderator. Liebhaber höheren Blödsinns. Wasserscheu.
Eigentlich nix Besonderes. Ich habe nur zufällig einen etwas unüblichen Beruf. Früher wollte ich mal Neurochirurg werden. Heute sammel ich Walkacke. Steile Karriere, sagt meine Mutter.
Wenn ich erzähle, dass ich als Forschungstaucher und Unterwasserfotograf arbeite, denken die meisten Menschen an Palmeninseln, bunte Korallenriffe und ein Bad im Pool nach getaner Arbeit. Auf meinen Expeditionen tauche ich aber vorwiegend in kaltem, schlammigem Wasser, krieche mit schwerer Ausrüstung durch dunkle Höhlen und warte tagelang mit dem Finger auf dem Auslöser auf den richtigen Moment.
Ein Tag in meinem Büro kann um jede Uhrzeit beginnen, der Weg zur Arbeit bei prallem Sonnenschein im dampfenden Dschungel stattfinden oder bei tiefen Minusgraden und pfeifendem Schneesturm in menschenleeren Gegenden.
Mein Büro ist das Meer. Die Unterwasserwelt. Urlaubstage gibt es dort ebenso wenig wie Weihnachtsgeld, geregelte Arbeitszeiten, einen Aufzug, eine Kantine, Aufsichtsräte, nörgelnde Chefs und endlose Meetings. Klingt eigentlich verlockend. Aber wie jedes Büro hat auch meine Version des Arbeitsplatzes seine Tücken. Als Natur- und Expeditionsfotograf muss ich einige Fähigkeiten mitbringen: Ohne eine große Portion Humor, Teamfähigkeit, Geduld und Flexibilität hätte ich schon längst verzweifelt aufgegeben und meine Ausrüstung bei einigen Reisen wutentbrannt in die Ecke geschmissen.
Warum ich mir das alles antue? Warum ich sauteure Kameras in einer Metallbox mit in eine Umgebung nehme, die mit elektronischen Bauteilen kurzen Prozess macht und durch Dunkelheit, Schwebeteilchen, fehlenden Kontrast, Kälte und Schlamm nicht einmal sonderlich gut geeignet ist für die Fotografie?
Weil nach dem gemeinsamen Erleben eines Abenteuers in einem effektiven Team nachhaltige und intensive Erinnerungen an diese Zeit bleiben.
Weil ich durch meine Arbeit als Meeres-Botschafter, durch meine Bilder, Shows und Vorträge vielen Menschen Einblicke in eine Welt geben kann, die sie nicht kennen und ich durch diese Wissensvermittlung den Schutz der Meere fördere.
Weil ich die Leidenschaft für den Ozean habe.
Vielleicht ist diese Leidenschaft am ehesten mit einer Droge zu vergleichen. Doch die Sucht nach Meer ist weniger gesundheitsschädlich. Wenn man nicht gerade von einem Buckelwal verschluckt wird.
Irgendwie kann so ein Bürotag doch ganz nett sein.